26. April 2024
Diese drei ETFs bringt ARK Invest Europe auf den Markt

Warum Cathie Wood jetzt als Investorin gebraucht wird

Drei aktive Ark Invest ETFs sind am Start. Cathie Wood erklärt, die volatile Tech-Strategie und warum Elon Musk ein Mann der Renaissance ist.

Ein Blick auf die Apple Watch genügt: Die Bewegungsziel-Ringe sind nahezu vollkommen geschlossen – und das um die Mittagszeit. Kein Wunder, Star-Investorin Cathie Wood hat viel zu tun. Derzeit ist sie in Frankfurt unterwegs, um ihre Fonds zu bewerben. Gerade eben hat sie noch einen jungen institutionellen Investor getroffen. Der habe sich so gut mit der Investmentphilosophie von Ark Invest und seinen Fonds ausgekannt, dass er gar nicht mehr aufgehört habe, interessierte Fragen zu stellen. Folglich hat sich Cathie Wood zum Presse-Event verspätet. Kein Problem, alles verständlich – so heißt es unisono aus den Mündern der Pressevertreter. Beruhigend für den Autor: Scheinen die Deutschen also doch nicht mehr solche effizienten Pünktlichkeits-Pedanten zu sein. Im folgenden Austausch des Presse-Lunchs zeigt sich dann allerdings, wo die ideologische Grenze speziell in Sachen Investments verläuft – und warum Europa Cathie Wood braucht und Ark Invest-ETFs eine Bereicherung im Markt sein können.

Gleich wolle Wood mit ein paar Fehlannahmen aufräumen. Ark Invest verfolge genauso einen aktienbasierten Bottom-Up-Ansatz wie viele andere Fondsanbieter auch. Häufig würde ihr Haus als reiner Anbieter thematischer Investments wahrgenommen. In Europa geht Ark Invest, das jüngst den europäischen ETF-Anbieter Rize ETF übernommen hat, seit gut einer Woche mit drei aktiven ETFs an den Start. Hierzu gehören der Ark Innovation Fund (ISIN: IE000GA3D489), der Ark Genomic Revolution (ISIN: IE00005M6X01) und der Ark Artificial Intelligence & Robotics (ISIN: IE0003A512E4). Eine weitere Fehlannahme sei, dass Ark sich auf Small-Caps fokussiere. Nein, die Hälfte der gehaltenen Werte sind Large- und Mega-Caps. Und hierzu gehört ein Wert von besonderem Interesse: Tesla.

Warum Tesla, Cathie Wood?

Seit dem Jahreswechsel büßte die Aktie des US-Automobilherstellers mehr als 30 Prozent an Kurswert ein. Seit dem Allzeithoch Ende 2021 hat sich der Wert sogar mehr als halbiert. Wood hält an Tesla fest, ganz im Gegenteil zu Nvidia, deren Position sie geräumt hat. Teslas Anteil am Ark Innovation Fund macht etwa zehn Prozent aus. Freudig wird also die Frage einer Kollegin nach der Position mit „Yay“ im Plenum quittiert. Tesla gehe nach Meinung Woods durch verschiedene Phasen. Während bis etwa 2019 ein Start-Up-Mind- und Skill-Set gebraucht wurde, haben sich die Anforderungen nun geändert. Das lasse sich auch an der geänderten Produktionsweise erkennen. Tesla geht jüngst nach der Unboxed Manufacturing-Technik vor. Durch mehrere Unterbaugruppen lasse sich Platz in der Fabrik sparen und die Kosten reduzieren – nach Expertenmeinung sogar um bis zu 50 Prozent. Offenbar braucht es noch, bis das System im Zahlenwerk greift. 

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Für Wood ist Tesla offensichtlich ein Kerninvestment mit Zukunft. Das die Aktie nicht mehr unbedingt Teil der Magnificent 7 ist, begrüßt Wood. Der Markt sei derzeit zu Momentum getrieben. Für Tesla sieht sie dennoch optimistisch in die Zukunft. In fünf Jahren soll der Kurs nach ihren Berechnungen bei 2.000 Dollar stehen. Das entspräche bei der derzeitigen Notiz einer jährlichen Wachstumsrate von 65 Prozent. Treiber seien neben effizienterer Produktion vor allem die Nachfrage nach Elektroautos im Allgemeinen und Autonomem Fahren im Speziellen. Nach Woods Meinung werde sich der Anteil von Elektromobilen an Neuzulassungen von zehn Prozent auf 75 Prozent erhöhen. Gepaart mit effizienterer Produktion und neuen Modellen wären dann auch niedrigere Preise möglich. Wood ist nicht die einzige Unterstützerin, wenn sich die Diskussion um ein Tesla-Modell im Preisbereich von 25.000 Euro dreht. Auch autonom fahrende Robo-Taxis seien künftig denkbar. Mit ihrer Einführung könnten Nutzerinnen und Nutzer für etwa 0,25 Dollar je Meile unterwegs sein.

Megatrend Mobilität: So sieht es Cathie Wood

Das sei ja nun eine sehr amerikanische Sichtweise auf Mobilität, lautet die Replik. In den vergleichsweise dünn besiedelten Weiten der USA ist ein Robo-Taxi-Modell interessant. Deutschland verfüge demgegenüber über ein engmaschiges ÖPNV-Netz. Hier zeigt sich, warum die fraglos streitbare Investorin gebraucht wird. Denn offenbar ist es für viele Deutsche kaum vorstellbar, dass Mobilität anders gedacht werden kann bzw. dass ein Leben ohne eigenes Auto tatsächlich möglich ist; und überhaupt: Deutschland büßt als Automobilmarkt und -hersteller an Bedeutung ein. So rangiert die Heimat von Volkswagen, BMW und Mercedes hinter China, Japan, den USA und Indien in Sachen Zulassungen auf Platz Fünf (per 2021). Aber warum ist Wood so stark interessiert an Mobilität, will die Runde nun wissen? Warum nicht in die Umwelt investieren?

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Nun ja, es ist ein großer Markt. Es tun sich einfach große Opportunitäten für Investorinnen und Investoren auf. Da kann man Wood kaum widersprechen. Zudem: Es dürfte Umweltschützerinnen und -schützer sicherlich freuen, wenn der CO2-Ausstoß von Verbrennern, deren Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß von 20 Prozent perspektivisch auf Null reduziert würde. In dieser Diskussion stellt sich Wood auch gegen den Primat der US-Republikaner nach billigem Öl. „Drill, Baby Drill“ ist nicht Woods Maxime. Sie ist Tech-Investorin durch und durch und orientiert sich an disruptiven Technologien. Hier sieht sie Tesla weit vorne. Warum? Weil Autonomes fahren und Elektromobilität die meisten wegweisenden Plattformtechnologien vereine. Hierzu gehören Robotik, Software und Energiespeicher. Tesla-CEO Elon Musk habe dies klar erkannt.

Elon Musk, ein Mann der Renaissance

Überhaupt ist Elon Musk eine besondere Person für Wood. Kein Wunder, lässt sich nun kritisch einwenden, denn schließlich hängt ein großer Teil des Innovation Funds auch an seiner Performance bzw. der seines Unternehmens. Gefragt nach einem hypothetischen Fondsberater würde Wood sich für Musk entscheiden. Unternehmen brauchen stets einen visionären Anführer. So einer sei Musk. Wood geht sogar noch weiter und vergleicht den CEO mit Nikolaus Kopernikus. Jenen Arzt, Mathematiker und Astronomen, auf den die Erkenntnis des heliozentrischen Weltbilds zurückgeht, wonach sich die Erde um die Sonne dreht. „Elon Musk ist ein Mann der Renaissance“, ist Wood überzeugt. 

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Das ist natürlich schwer verdaulich. Hier der von der Kirche verfolgte und ausgestoßene Astronom, dort der verhasst und vergötterte E-Mobilität-Vordenker. Ein schiefer Vergleich? Die Geschichte hat Kopernikus freigesprochen. Was lässt sich in ein paar Jahren oder Dekaden über Musk sagen? Oder über Cathie Wood? Genauso wie Musk stellt sie vieles in Frage. Einwände, dass ihre Strategie und Produkte nichts für Anlegerinnen und Anleger mit schwachen Nerven seien kontert sie mit originellen oder diskussionswürdigen Perspektiven. So sei Volatilität bis zum Platzen des neuen Marktes stets mit steigenden Kursen verbunden worden. Dieser Tage werde Volatilität als negativ empfunden. „True“, murmelt das Plenum, so kann man das auch sehen.

Fazit: Spannende Marktbelebung mit Personenkult

Cathie Wood ist streitbar, ihre Ansichten gefallen nicht allen. So ist es auch mit ihren Fonds. Dass diese nichts für Anlegerinnen und Anleger sind, die lieber auf eine hohe Schwankungsbreite verzichten, ist offensichtlich. Phasen hoher Gewinne folgten auch Rückgänge. Das darf in der Betrachtung nicht fehlen. Klar ist aber auch, dass die Produkte abseits von Rendite den Weg für aktive ETFs in Europa ebnen. „In den letzten zehn Jahren kam ein erheblicher Teil unseres Website-Traffics, unserer Abonnentenbasis, unserer eingehenden Anfragen und unseres Social-Media-Traffics aus Europa, was ein klares Signal für das starke Interesse und die Nachfrage nach den Anlagestrategien von ARK auf dem europäischen Markt ist“, sagt Wood. Während Social Media für viele Fondsanbieter und Finanzdienstleister immer noch Neuland zu sein scheinen, ist es für Wood ein wichtiges Tool. Beachtlich.

Cathie Wood leistet mit ihrem Team im Bereich der aktiven ETFs fraglos Pionierarbeit, sorgt für mehr Auswahl und finanzielle Bildung. Ihre Begeisterung für Tech und ihr Draht zur Community sind einzigartig. Vermutlich ist es dafür notwendig, diese Bewegung mit einer starken Persönlichkeit, mit einem Gesicht verbinden. Wir werden den Prozess auf jeden Fall begleiten.