6. Februar 2021
Biotech-ETFs bieten Anlegern Chancen.

Diese Biotech-ETFs lohnen sich nicht nur wegen der Covid-Impfstoffe

Biotechnologie kann viel mehr als neue Medikamente entwickeln. Der rasante Fortschritt der Technologie in den vergangenen Jahren eröffnet ganz neue Möglichkeiten für Innovationen. Das bedeutet attraktives Potenzial für die Biotech-Branche.

Vor dem Morgensport ein Frühstück aus synthetischen Eiern und Speck-Ersatz aus dem Labor, optimiert nach den genetischen Anforderungen des eigenen Körpers. Dann rein in die Fitnessklamotten aus biosynthetischem Material, das aus selbstreparierenden Fasern hergestellt ist. Und im Büro liegt der Kopfhörer bereit, der das Stresslevel anhand von Gehirnströmen misst und Vorschläge macht, wie es sich sofort reduzieren lässt.

Klingt verrückt? Nicht für Michael Chui und seine Kollegen vom McKinsey Global Institute in San Francisco. „Bio- Revolution“ nennen sie die aktuelle Entwicklung und rechnen mit einer mächtigen neuen Welle von Innovationen, die Wirtschaft und Gesellschaft auch jenseits des Gesundheitsbereichs merklich verändern dürfte.

Wie stark Technologie im Medizinbereich eingesetzt wird, zeigte sich deutlich bei der Entwicklung von Covid- Impfstoff en, war doch die Geschwindigkeit, in der Wissenschaftler das Erbgut von SARS-CoV2 entschlüsselten, vor Jahren noch undenkbar. Eine mutige Prognose, die nicht nur Investoren gefallen dürfte, wagt die Beratungsgesellschaft Deloitte: „In 20 Jahren könnten Krebs und Diabetes zu den besiegten Krankheiten wie Polio gehören.“

8,3 Prozent jährliches Wachstum

Das Marktforschungsinstitut Global Market Insights (GMI) vergleicht das Geschehen mit den Ären der fortgeschrittenen Physik und der Informationstechnologie im vergangenen Jahrhundert: „Die 2000er-Jahre könnten sich als Biotechnologie-Ära manifestieren.“ GMI rechnet bis 2025 mit einem jährlichen Wachstum des Biotechnologiemarktes von 8,3 Prozent. Das lockt die Investoren.

Selbst Warren Buffett stieg im vergangenen Jahr bei Biogen ein, kaufte aber auch Aktien von Pharmakonzernen wie Pfizer, der beim Covid-Impfstoff mit Biontech kooperiert. Kurz angemerkt: Die Grenzen zwischen Pharma und Biotechnologie verschwimmen zusehends, inzwischen sind viele klassische Pharmahersteller, die nach chemischen Verfahren arbeiten, auch im Biotechsektor aktiv. Anleger ohne fundierte Branchenkenntnisse können in der Regel schwer einschätzen, welche Aktien aussichtsreich sind, geschweige denn, wie erfolgreich ein Hersteller in der Entwicklung von Medikamenten oder Produkten ist.

„Die meisten Privatanleger, die keine Ärzte oder Wissenschaftler sind, haben eher wenig Wissen und sollten deshalb auf Branchen-ETFs setzen“, rät Investor Jens Rabe. Dieser setzt im Bereich Biotech ebenfalls auf ETFs. Nachdem die Kurse bereits stark gestiegen sind, rät er jedoch: „Kurzfristig sollten nicht so hohe Erwartungen gesetzt werden.“

Die Klassiker: Nasdaq-Biotech-ETFs

Der bekannteste Börsenindikator der Branche ist der amerikanische Nasdaq-Biotechnologie Index, auf ihn bieten Invesco und iShares ETFs an. Aktuell repräsentiert der Index 282 Biotechnologie- und Biopharma-Unternehmen. Schwergewichte sind bekannte Firmen wie Amgen, Gilead Sciences, Vertex Pharma, Moderna oder Regeneron. Der Anteil einzelner Aktien im Index ist auf acht Prozent beschränkt. Die Zusammensetzung wird jährlich überprüft und die Gewichtung vierteljährlich angepasst.

Aber wie bei ähnlichen medizinischen Präparaten unterscheiden sich auch die beiden ETFs. Das zeigt sich am Kurs der Fonds. Die ETF-Anbieter haben unterschiedliche Varianten des Nasdaq-Biotech-Index gewählt, weshalb Basis, Berechnungsstart und Dividendenanrechnung nicht identisch sind. Die beiden ersten Faktoren haben keine Auswirkung auf das Ergebnis, die Dividendenanrechnung dagegen schon.

An dieser Stelle geht es kurz tiefer ins Detail: Dem Biotech-ETF von Invesco liegt ein ‚Gross Total Return Index‘ zugrunde, bei dem die Bardividende reinvestiert wird, während iShares einen ‚Net Total Return Index‘ als Basis nutzt. Letzterer reinvestiert nur 70 Prozent der Bardividende. Das fällt kaum auf, da zum einen die Dividenden reinvestiert werden und zum anderen bislang nur wenige Biotechfirmen überhaupt Dividenden ausschütten. Aber das muss ja nicht so bleiben, weshalb der Invesco-ETF (WKN: A12CCJ) unser Favorit ist.

Der Kleine: Biotech und Pharma

Ganz anders positioniert ist der L&G Pharma Breakthrough ETF (WKN: A2H9XR). Nicht wegen der Bezeichnung Pharma, sondern eher aufgrund der internationalen Ausrichtung und Zusammensetzung. Denn im Index stecken sowohl Biotech- als auch Pharmaunternehmen aus aller Welt, die Arzneimittel zur Behandlung seltener Krankheiten entwickeln. Insgesamt sind es nur 30 Aktien, das Anlageuniversum ist also klein. Ein hohes Risiko, wenn bei dem einen oder anderen Unternehmen nach einer kostspieligen Entwicklungsphase der Erfolg ausbleibt, weil zum Beispiel unerwartete Nebenwirkungen auftreten und die Produkte von den Arzneimittelbehörden nicht zugelassen werden.

Den Risiken stehen auch Chancen gegenüber, ein einzelnes Medikament kann zum großen Erfolg werden und eventuell auch andere Krankheiten lindern oder gar heilen. Einmal jährlich wird die Zusammensetzung des Index, der vom deutschen Indexanbieter Solactive berechnet wird, überprüft. Alle Aktien im Index sind gleichgewichtet. Zweimal pro Jahr wird die Gewichtung angepasst.

Tipp: In unserem ETF-Themenbereich können Sie sich unter Investieren in Biotechnologie zusätzlich zum Thema informieren.

Der Heiler: Innovationen im Fokus

Ebenso wie der Pharma Breakthrough ist auch der iShares Healthcare Innovation ETF (WKN: A2ANH2) global ausgerichtet und enthält auch Aktien aus Schwellenländern. Heal, zu deutsch heilen, nennt iShares den ETF auch, der sich auf den Index mit dem sperrigen Namen „Stoxx Global Breakthrough Healthcare Index“ bezieht. Dahinter stecken 135 Firmen, die sich auf Innovationen bei globalen Gesundheitsdienstleistungen in den Industrieund Schwellenländern konzentrieren. Rund zwei Drittel sind US-Unternehmen, gefolgt von japanischen, koreanischen, deutschen und Schweizer Firmen.

Einige Firmen im ETF heilen die unterschiedlichsten Krankheiten, einige konzentrieren sich aber auch auf das Gesundheitsmanagement oder die Kommunikation mit den Patienten mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI).

Der Allrounder: Healthcare-ETF

Für Anleger, die sich lieber auf den gesamten Gesundheitssektor fokussieren wollen, eignet sich der Xtrackers MSCI World Health Care ETF (WKN: A113FD). Er besteht aus 155 Aktien aus den unterschiedlichsten Bereichen im Gesundheitswesen. Biotechunternehmen spielen aber mit 13 Prozent Indexanteil eher eine untergeordnete Rolle. Bei diesem ETF dominieren Pharmakonzerne, Gerätehersteller für Medizintechnik oder Laborausstatter.

Mit diesen ETFs investieren Sie in die Biotech-Branche

Fazit

Die Wachstumsaussichten für Biotech, Pharma und Healthcare überzeugen. Auch wenn der Einstieg nach den starken Kurszuwächsen risikobehaftet erscheint, sollten sich ETF-Investments langfristig auszahlen. Allerdings müssen Anleger in einem Branchen- ETF auch immer wieder mit stärkeren Kursschwankungen rechnen. Insofern sollte die Depotgewichtung nicht allzu hoch ausfallen. Sparpläne auf die ETFs sind bei vielen Anbietern möglich.

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