4. Juni 2021
SPACs sind ein heißer Börsentrend.

Können ETF-Anleger vom SPACs-Boom profitieren?

Das Geschäft mit den leeren Investmenthüllen (SPACs) ist ein Trend. Auch ETFs wurden zu der Finanzmode aufgelegt. Doch kaufen Anleger hier die Katze im Sack oder überwiegen die Chancen?

 Am Trendthema SPACs kommen auch ETF-Investoren derzeit kaum vorbei. Das Geschäft mit den Special Purpose Acquisition Companies boomt, besonders in den USA, Europa steht hier erst am Anfang, sagen Experten. Im vergangenen Jahr haben die SPACs in den USA 73 Mrd. Dollar von Anlegern eingesammelt und damit so viel wie noch nie. Doch auch dieser Rekord ist schon Geschichte: Im ersten Quartal 2021 wurde mit fast 300 SPACs ein Erlös von 88 Mrd. generiert, wie Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung, berichtet.

Doch was sind überhaupt SPACs? Im Grunde handelt es sich um eine Art Briefkastenfirma. Einfach umschrieben, sind SPACs leere Investmenthülsen, die Geld von Anlegern einsammeln, um meist junge Unternehmen zu übernehmen. Das hat so seine Tücken, weiß Stephan Albrech, der zunächst Gründe für den Boom aufzählt: „Erstens ist dieser Weg für Start-ups oder andere Firmen, die sich an einer Börse listen lassen wollen, deutlich schneller und günstiger als die Kooperation mit einer Investment-Bank. Wer von einem SPAC gekauft wird, kommt ruckzuck aufs Parkett. Zweitens hoffen etliche Anleger darauf, mit einem solchen Investment das große Los zu ziehen und richtig reich zu werden“.

SPACs: Reelle Chancen oder besser Finger weg?

Doch aufgepasst: SPACs seien Börsendebüts, bei denen die Anleger nicht einmal wissen könnten, wer an die Börse gehe, warnt Albrech. „Schon IPOs sind mit Vorsicht zu genießen. Es liegt auf der Hand, dass dies bei SPACs, die früher von eher zweifelhaften Unternehmen genutzt wurden, erst recht zutrifft“. Zudem setzten Anleger mit SPACs auf die Fähigkeit der Geldsammler, zukunftsträchtige Firmen mit hohem Gewinnpotenzial auszumachen. Diese Rechnung könne aufgehen, oder eben auch nicht, so der Vermögensverwalter 

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Anleger müssen genau hinschauen

Auch Ernst Konrad von der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement weist darauf hin, dass es bei der Qualität der Firmenmäntel zum Teil große Unterschiede gebe. „Während sich schlechte Produkte aufgrund ihrer hohen Gebühren und faulen Investitionen lediglich für ihre Sponsoren lohnen, profitieren von einem gut konstruierten SPAC auch die Aktionäre und Unternehmen“, erklärt Konrad. Für Anleger sei es deshalb entscheidend, sich die Firmenmäntel genau anzuschauen.

So sei ein Blick auf den Track Record des Sponsors Pflicht. „Bei unbekannten Namen empfiehlt es sich vorsichtig zu sein, da die Gefahr einer adversen Selektion im SPAC-Bereich durchaus gegeben ist. So liegen die Transparenzvorschriften und Qualitätskriterien hier deutlich niedriger als bei einem klassischen IPO“. Umso wichtiger sei es bei der Beurteilung mit Vernunft und Augenmaß vorzugehen, anstatt bloß auf Vertrauen zu setzen, warnt der Experte.

SPACs-ETF nicht in Deutschland

Anleger können direkt in SPAC-ETFs investieren. In den vergangenen Monaten wurden in den USA drei Indexfonds (ETFs) auf den Markt gebracht, der größte unter ihnen – The SPAC and New Issue ETF (SPCX) – generierte im laufenden Jahr einen Ertrag von gut 10 Prozent. Das Produkt ist jedoch nicht in Deutschland zugelassen und damit für deutsche Anleger nur schwer handelbar. Aufgrund der damitz verbundenene Steuerschädlichkeit, sollten Anleger auf jeden Fall die Finger davon lassen.

Wer seinem Depot junge Unternehmen beimischen will, ist glücklicherweise nicht auf SPACs angewiesen. Eine Alternative ist es, auf Small Caps zu setzen, unter denen sich überdurchschnittlich viele Börsenneulinge tummeln. So bietet beispielsweise der SPDR Russell 2000 US Small Cap UCITS ETF (WKN: A1XFN1) Zugang zu kleineren, nicht selten auch jungen börsennotierten Unternehmen in den USA. Der dem ETF zugrunde liegende Index umfasst rund 8 Prozent des gesamten US-amerikanischen Aktienmarktes. Im laufenden Jahr liegt der ETF mit mehr als 15 Prozent im Plus. Demgegenüber stehen jährliche Kosten von 0,30 Prozent.