19. Juni 2021

Studie: Jede fünfte deutsche Aktie ist ein Totalausfall

In der Coronapandemie haben die Deutschen die Aktie für sich entdeckt. Doch Vorsicht: 20 Prozent aller Aktien entpuppen sich langfristig als absoluter Reinfall. Nur mit breiten ETFs nutzen Sie die Chancen des Aktienmarkts, ohne exorbitante Risiken eingehen zu müssen.

Lebensversicherungen, Sparbuch, Girokonto. Hier schlummern oft die Ersparnisse der Deutschen. Damit gilt Deutschland als Land der ausgesprochenen Aktienmuffel. Doch es scheint sich langsam herumgesprochen zu haben, dass hier längst nichts mehr zu holen ist. Im vergangenen Jahr hatte allerdings jeder mit einem einschneidenden Erlebnis zu ringen: der Coronakrise. Die plötzlich wieder günstigen Aktienkurse und die viele Zeit daheim haben viele zum Umdenken bewegt.

Corona erhöht Aktionärsquote

Im Coronajahr 2020 engagierten sich bei- nahe so viele Menschen an der Börse wie zuletzt um die Jahrtausendwende. Damals stand der Zuspruch allerdings auf wackeligen Beinen, wie sich in der Folge zeigen sollte. Denn der Anstieg war einer regelrechten Blase rund um den Neuen Markt geschuldet. Nach Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) sparen im Vergleich zu 2019 jetzt rund 2,7 Millionen mehr Menschen in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs. Knapp 12,4 Millionen Bürger sind am Aktienmarkt engagiert. Damit ist etwa jeder Sechste in Aktien investiert. Das entspricht 17,5 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren.  

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Gerade jüngere Anleger setzen auf Aktien

2020 entdeckt vor allem die Jugend die Börse für sich. Fast 600.000 junge Erwachsene unter 30 Jahren wagten sich auf das Börsen-Parkett – eine Steigerung von fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist der mit Abstand kräftigste Anstieg aller Altersgruppen. Die Gründe für das Erwachen einer neuen „Generation Aktie“ sind vielfältig. Attraktive Smartphone-Apps, gepaart mit Neugier, frei gewordener Zeit im Lockdown sowie günstige Einstiegskurse im Frühjahr haben sicherlich ihren Teil zum Anstieg bei- getragen, vermuten die Verantwortlichen des Deutschen Aktieninstituts.

Deshalb sollten Sie auf ETFs bauen

Natürlich begrüßen wir, dass sich immer mehr Bundesbürger für die Börse begeistern. Doch wichtig für das Durchhaltevermögen und für den langfristigen Erfolg ist die richtige Herangehensweise in Bezug auf Risiken. Sicher sind Aktien die langfristig attraktivste Geldanlage, doch damit gehen entsprechende Risiken einher. Dieses lässt sich nur mit ausreichender Streuung, etwa über kostengünstige ETFs, deutlich reduzieren

Denn was wäre etwa, wenn Sie Ihre komplette Altersvorsorge auf der Basis von Wirecard aufgebaut hätten? Sie hätten über Nacht Ihr ganzes Vermögen verloren. Nur Einzelfälle? Mitnichten!

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Bitte keine Einzelaktien kaufen

Wie gefährlich Einzelaktien sind, zeigt eine Studie von Flossbach von Storch. Die Experten haben sich  den deutschen Aktienmarkt in Form des CDax, also den Dax, MDax sowie den SDax näher angeschaut und detailliert analysiert. Der Untersuchungszeitraum startet im Januar 2003 und endet im Dezember 2020. Er umfasst also damit die langanhaltende Wachstumsphase der 2000er, die Finanzkrise, die seitdem anhaltende Expansion und schließlich die Coronapandemie, die uns seit dem vergangenen Jahr begleitet.

Jede fünfte Aktie ein Totalausfall

Im Rahmen der Langzeitstudie traten erstaunliche Erkenntnisse zutage, die Anleger mit einzelnen Aktien aufhören lassen sollten. Eine langfristige Investition in eine einzelne deutsche Aktie führte nur in 60,8 Prozent der Fälle überhaupt zu einer positiven Wertentwicklung. Auch hier treten vereinzelt hohe langfristige Renditen auf, das ist jedoch sehr selten. Die Glückspilze sind also rar gesät.

Ganz anders sieht es im negativen Be- reich aus. Am häufigsten kommt es zu einem nahezu vollständigen Wertverlust, halten die Studienautoren fest. Gerade der zweite Aspekt erscheint interessant. Denn das bedeutet, dass 20 Prozent aller Aktien ein Totalausfall waren. Bei fünf Aktien im Depot können Sie damit statistisch gesehen eine komplett abschreiben – das Geld ist weg.

Über die Auswertung

Zur Analyse der langfristigen Wertentwicklung wird für jede der 990 Aktien die Rendite über den längsten verfügbaren Zeitraum berechnet. Anschließend wer- den die Renditen unabhängig von dem  Zeitraum, über den die jeweiligen Aktien gelistet sind, in einem Querschnittsdatensatz miteinander verglichen.

Teilt man alle langfristigen Renditen in Intervalle der Länge von zehn Prozent ein, so findet man den vollständigen oder nahezu vollständigen Wertverlust am häufigsten vor. Das heißt, „Renditen“ zwischen -90 und -100 Prozent kommen mit deutlichem Abstand am häufigsten vor. Jede fünfte Aktie bzw. 20 Prozent aller Zeitreihen sind in diesem Intervall vorzufinden.

Aktien werfen oft weniger ab als eine Bundesanleihe

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass kurzfristige Aktienrenditen häufiger negativ als positiv ausfallen. Selbst langfristig erwirtschaften Einzeltitel häufig eine niedrigere Rendite als eine vergleichs- weise risikoarme Bundesanleihe oder als der Markt.

Breite ETFs sind die Lösung

Anlegern am deutschen Aktienmarkt kann das Prinzip der Diversifikation Abhilfe verschaffen. Durch Streuung eine  Investition über mehrere Titel wird das Risiko, der Entwicklung eines einzelnen Titels ausgesetzt zu sein, reduziert. Fairerweise muss man aber dazusagen: Es sinkt auch die Chance, an Wertsteigerungen einzelner Titel zu partizipieren. Die Daten sind dennoch so eindeutig, dass die Vorzüge von ETFs das weitaus kompensieren. Durch die Gewichtung nach Marktkapitalisierung sinkt das Risiko außerdem, da große Unternehmen meist stabiler sind. Ein weiterer Vorteil von ETFs: Sie haben auf jeden Fall die Spitzenreiter im Depot. Und die „sauren Gurken“ werden schnell aussortiert, wenn sie etwa nicht mehr die Kriterien für die Zugehörigkeit eines Index erfüllen.

Breite Streuung garantiert

Mit einem ETF auf den weltweiten Aktienmarkt werden Sie, wenn nicht gerade eine völlige Katastrophe hereinbricht, sehr wahrscheinlich keinen Totalverlust erleiden. Garant dafür ist die Streuung über Länder und Branchen sowie die schier unermessliche Anzahl an Unternehmen und den zahlreichen Betätigungsfeldern.

Hier bietet sich etwa der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Acc) (WKN: A2PKXG) an. Enthalten sind rund 3.500 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern. Ähnlich verhält es sich beim SPDR MSCI ACWI UCITS ETF (WKN: A1JJTC), der in über 2.900 große und mittelgroße Firmen aus 23 Industriestaaten und 27 Schwellenländern investiert.

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Fazit

Bei 20 Prozent aller Aktien tendiert der Wert langfristig gegen null. Deswegen sollten Sie aber nicht auf Aktien verzichten, zumal die Anlageklasse an sich die höchste Renditeerwartung hat. Rationale Anleger setzen also auf den breiten Aktienmarkt. Die Renditeaussicht stimmt und das Risiko ist überschaubar. ETFs helfen dabei.