27. Februar 2021

Wie Sie den Norwegischen Staatsfonds mit nachhaltigen ETFs nachbauen

Viele Privatanleger und Profi-Investoren orientieren sich am Norwegischen Staatsfonds. Was viele jedoch nicht wissen: Man kann das Portfolio des Billionen-Fonds sehr einfach mit nachhaltigen ETFs nachbilden. Hier erfahren Sie, wie das geht – und was Sie dabei beachten müssen!

Staatsfonds sind längst eine Macht an der Börse. In Summe sind alle Staatsfonds weltweit etwa acht Billionen US-Dollar schwer. Eine Sonderstellung unter diesen Investment-Kolossen nimmt der Norwegische Staatsfonds ein. Er ist mit einem Vermögen von rund 1,2 Billionen Dollar der größte Staatsfonds der Welt. Die Norweger haben erkannt, dass ihr Reichtum an Öl und Gas nur zeitlich begrenzt Wohlstand für das eigene Land bringen kann. Daher investiert der norwegische Staat alle seine Einnahmen aus dem Öl- und Gas- Geschäft in einen eigenen Staatsfonds.

Er verfolgt damit das Ziel, auch zukünftige Generationen am aktuellen Wohlstand partizipieren zu lassen. Die Rendite des Fonds kann sich sehen lassen. Nach eigenen Angaben erwirtschaftete der Fonds seit 1998 eine jährliche Rendite von sechs Prozent bzw. eine Netto-Rendite von vier Prozent (nach Inflation und Kosten). Wie Sie die nachhaltige Variante (ESG) des norwegischen Modells für Ihren privaten Vermögensaufbau nutzen, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag.

Norwegens Staatsfonds im Überblick

Nicolai Tangen, ehemaliger Hedgefondsmanager, ist seit September 2020 Chef des größten Staatsfonds der Welt. Er sagte zu seinem Antritt: „Ich habe nur ein Ziel: Wohlstand für kommende Generationen zu erschaffen.“ Das bedeutet, dass der Fonds einen sehr langen Anlagehorizont hat. Passives Fondsmanagement ist die Devise. Als Kontrollinstanz dient das norwegische Parlament, das die Einhaltung der Anlagegrundsätze beaufsichtigt.

Der Investment-Gigant hält Anteile an mehr als 9.200 Unternehmen weltweit. Im Schnitt gehören ihm 1,5 Prozent der Anteile von jedem Unternehmen auf der ganzen Welt. 1,2 Billionen Dollar sind in dem Fonds angelegt. Pro Kopf macht das für jeden Norweger 210.000 Dollar. Die größten Positionen im Fonds sind absteigend Apple, Amazon und Microsoft. Das verwundert nicht. Schließlich handelt es sich um die größten Unternehmen der Welt nach Marktkapitalisierung. Überhaupt hat der Fonds in den vergangenen Jahren seine Aktienquote ausgebaut. Denn auch vor dem Norwegischen Staatsfonds macht die Niedrigzinsphase keinen Halt.

Tipp: Hier finden Sie eine vielfältige Auswahl von Musterportfolios zum Nachbauen.

So investiert der Fonds

In seiner über 20-jährigen Geschichte hat der Fonds bereits etliche Entwicklungsstufen durchlaufen. Am Anfang auch Aktien und Immobilien in den Portfolio-Mix aufgenommen. Heute zeichnet sich der Norwegische Staatsfonds durch einen hohen Diversifikationsgrad aus und investiert in unterschiedliche Assetklassen.

Dies ist neben dem langfristigen Anlagehorizont einer der größten Erfolgsfaktoren des Fonds. Mit einem breiten Mix aus Aktien, Anleihen, Immobilien und sonstigen Vermögenswerten möchten die Verantwortlichen die Renditevorgaben des norwegischen Finanzministeriums sicherstellen. Angestrebt wird eine Rendite von vier Prozent pro Jahr, wobei das Risiko auf ein überschaubares Maß reduziert werden soll.

Den Löwenanteil im Portfolio machen mit mehr als zwei Drittel Aktien aus Industrie- und Schwellenländern aus. Der maximale Aktienanteil des Staatsfonds darf 70 Prozent betragen. Eine Besonderheit ist die relativ hohe Gewichtung von Schwellenländer-Aktien sowie kleineren Unternehmen, sogenannten Small Caps. Diese machen aktuell knapp 20  Prozent des Fondsvermögens aus und haben in den vergangenen Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Performance des Fonds geleistet.

Tipp: Hier erfahren Sie alles zum Norwegischen Staatsfonds und wie Sie diesen nachbauen können.

Anleihen dürfen einen maximalen Anteil von 30 Prozent haben. Dieser ist momentan voll ausgeschöpft. Globale Staatsanleihen bilden den Schwerpunkt. Auf Platz zwei und drei folgen Unternehmensanleihen sowie inflationsgeschützte Anleihen.

Der Immobilienanteil darf auf sieben Prozent ansteigen. Zurzeit beträgt dieser drei Prozent. Neben Aktien und Staatsanleihen hat der Fonds auch viele Milliarden in Immobilien investiert. Diese befinden sich vorwiegend in erstklassigen Lagen, zum Beispiel in der Regent Street in London, in Paris oder auch am Times Square in New York. Der Immobilienmarkt weist seit Jahren eine deutlich geringere Korrelation zu den Aktienmärkten auf als jede andere Anlageklasse.

Das stärkt den Diversifikationseffekt und senkt die Schwankungsintensität des Fonds. Rund vier Prozent des norwegischen Staatsfonds werden von externen Vermögensverwaltern gemanagt. Fonds-Chef Nicolai Tangen plant, diesen Anteil künftig zu steigern. Begründet wird diese Umschichtung durch „erhebliche zusätzliche Erträge“, die beispielsweise von Hedgefonds erzielt wurden.

Die Performance des Norwegischen Staatsfonds

Die langfristige Entwicklung deutet auf ein ausgezeichnetes Anlagemodell hin. Mit einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent pro Jahr erzielt der Fonds eine aktienähnliche Performance, ohne jedoch das gleiche Maß an Risiken einzugehen. Ein Erfolgsfaktor ist die exzellente Risikostreuung. Zwar hat der Fonds in der Corona-Anfangsphase deutlich an Wert eingebüßt, hat sich im zweiten Quartal jedoch schnell erholt. Insgesamt steht für 2020 ein Plus von knapp fünf Prozent zu Buche.

Insbesondere viele US-Titel aus dem Technologiesektor haben sich in den vergangenen Monaten prächtig entwickelt. Ein Vergleich mit anderen Indizes zeigt, wie mächtig der Diversifikationseffekt des Staatsfonds ist. Selbst globale Indizes haben im Zuge der Covid-19-Krise teilweise bis zu 35 Prozent an Wert verloren. Das Säulenmodell des Fonds konnte viele Verluste hingegen ausgleichen.

Nachhaltigkeit und Rendite schließen sich nicht aus

Viel Kritik erhält der Fonds, da er seine finanziellen Mittel für die Anlage aus Öl- und Gasgeschäften erzielt. Jedoch muss man das Ganze differenzierter betrachten. Es macht einen großen Unterschied, wo das Geld herkommt und wie es investiert wird. Und beim Investment sucht der Fonds nachhaltige und ethisch vertretbare Anlageprodukte.

Außerdem bereitet sich der Staatsfonds bereits auf die Zeit vor, in der die Öl- Nachfrage sinken wird. Zudem nimmt Norwegen bereits seit Jahren international eine Vorreiterrolle in puncto Umweltschutz ein. So setzt der Staat fast ausschließlich auf Wasserkraft und besitzt den weltweit größten Anteil an emissionsfreien Elektroautos im Straßenverkehr. Besonders der öffentliche Nahverkehr soll bis 2025 zu 100 Prozent auf nachhaltige Energiequellen setzen. Damit sind die Norweger den meisten europäischen Partnern weit voraus.

Wer sich am Portfolio des Norwegischen Staatsfonds orientiert, kann das Erfolgsmodell der Norweger mit ETFs sehr einfach ins eigene Depot übertragen. Da für immer mehr Privatanleger das Thema nachhaltige Geldanlage immer wichtiger wird, zeigen wir Ihnen im Folgenden, wie Sie den norwegischen Staatsfonds mit nachhaltigen ETFs nachbilden können.

Der Clou dabei: Wer auf Nachhaltigkeit setzt, muss keinesfalls auf Rendite verzichten. Das wurde in zahlreichen Studien belegt. Wer aufgrund der ESG-Ausrichtung Sorge um Einbußen in der Gesamtrendite hat, darf beruhigt sein. Die Performance zwischen der klassischen Variante des Staatsfonds und der ESG-Variante zeigt nur ganz minimale Abweichungen.

Tipp: In unserem ETF-Anlageleitfaden Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs können Sie sich zusätzlich zum Thema informieren.

Norwegischen Staatsfonds mit nachhaltigen ETFs nachbilden – die Besonderheiten!

Wer den Staatsfonds mit klassischen ETFs nachbauen möchte, braucht dazu zehn ETFs. In der ESG-Variante sind es lediglich sieben. Im Anleihenbereich kann man in der ESG-Variante die inflationsgeschützten Anleihen nicht abdecken. Deswegen gibt es hier nur zwei ETFs. Einen auf globale grüne Anleihen, einen auf europäische grüne Anleihen. Diese Anteilsklasse ist noch relativ jung, wird aber aufgrund der Rückendeckung der Politik immer stärker emittiert – und auch nachgefragt an den Märkten.

Eine Besonderheit gibt es auch im Aktienbereich. In der klassischen Nachbildung braucht es sechs ETFs. Hier kann man die einzelnen Regionen und Länder, in die der Fonds investiert, mit einem auf die jeweilige Region spezialisierten ETF abdecken. In der nachhaltigen Variante ist das noch nicht möglich. Hier muss man vorliebnehmen mit vier ETFs, die die Regionen USA, Europa, Asien und Emerging Markets abdecken.

Auch der Small- Cap-Anteil lässt sich noch nicht darstellen. Dies dürfte jedoch in den kommenden Jahren möglich werden. Zahlreiche ETF-Anbieter arbeiten daran, ihr Sortiment mit ESG-ETFs zu er weitern und auch immer spezialisiertere Produkte auf den Markt zu bringen. Der Anteil an „sonstigen Investments“ im norwegischen Staatsfonds, womit vor allem die Anlage in Hedgefonds gemeint ist, kann mit ETFs nicht dargestellt werden. Dies gilt für die klassische als auch für die nachhaltige Variante.

In der Performance ist die nachhaltige Variante der klassischen aktuell überlegen. Auf Sicht von sechs und zwölf Monaten hat die ESG-Variante die Nase um etwa drei bis fünf Prozentpunkte vorn. Natürlich muss sich die ESG-Variante noch beweisen. Insofern sollte hier kein vorschnelles Urteil gefällt werden. Insbesondere auch angesichts der Tatsache, dass die Nachbildung des Fonds mit ESG-ETFs aktuell knapp doppelt so „teuer“ ist mit 0,29 Prozent Gesamtkostenquote (TER) pro Jahr.

Tipp: Hier erfahren Sie alles, was Sie über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen müssen.

Fazit

Die Anlagestrategie eignet sich für Anleger mit langfristigem Anlagehorizont. Aufgrund seiner breiten Diversifikation gilt Norwegens Staatsfonds als sehr stabil. Wer den Fonds mit ESG-ETFs nachbauen möchte, muss aktuell noch leichte Abweichungen von der urprünglichen Allokation des Fonds in Kauf nehmen. Dies sollte sich jedoch mit fortschreitendem Ausbau des Produktangebots in puncto nachhaltiger ETFs bald legen.