15. Mai 2021
Green Bonds: Nachhaltig in Anleihen investieren

Analyse: Sind ESG-ETFs wirklich besser als klassische Welt-ETFs?

Institutionelle Investoren und Privatanleger setzen immer mehr auf ESG- und SRI-Fonds. Insbesondere globale Aktien-ETFs sind begehrt. Wie sich die Angebote von klassischen Welt-ETFs unterscheiden – und welche Variante sich als besonders attraktiv erweist.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. 2020 war nicht nur aufgrund der Coronapandemie ein historisches Jahr. Gut möglich, dass es als Jahr in die Geschichte eingeht, in dem der Megatrend „nachhaltiges Investieren“ richtig Fahrt aufgenommen hat. Von Januar bis November 2020 haben Anleger nach Angaben von Blackrock-Chef Larry Fink weltweit 288 Milliarden US-Dollar in nachhaltige Vermögenswerte investiert, eine Steigerung von 96 Prozent gegenüber 2019.

Fink bekräftigte, er sei überzeugt, dass dies der Beginn eines langen, aber sich schnell beschleunigenden Übergangs sei, der erheblichen Einfluss auf die Kapitalmärkte und die Preise von Vermögenswerten habe.

Experten: ESG-Trend wird sich beschleunigen

Auch die Kapitalmarktstrategien von J.P. Morgan gehen davon aus, dass sich der ESG-Trend 2021 weiter beschleunigen wird. Immer mehr Unternehmen setzen sich ambitionierte Klimaziele, die teilweise sogar deutlich über die regulatorischen Vorgaben hinausgehen. Führende Kapitalmarktanalysten des französischen Vermögensverwalters Amundi setzen ebenfalls auf den Trend – und sehen sogar einen Performance-Vorsprung von nachhaltigen Geldanlagen gegenüber klassischen Investmentkonzepten: „Wir erkennen diese Mehrrenditen seit einigen Jahren, und sie scheinen sich zu beschleunigen“, sagt Vincent Mortier von Amundi bereits im vergangenen Jahr in einem Interview.

Dynamisch sei diese Entwicklung vor allem in Europa. „Das ist allerdings auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, weil immer mehr Investoren nachhaltig anlegen“, ergänzt der Amundi-Mann. Besonders in Europa sind die Wachstumszahlen enorm. Die Fridays-for-Future-Bewegung habe diese Entwicklung weiter befeuert. Das Berliner Unternehmen Right veröffentlichte im November 2020 eine umfassende Studie, welche die Performance von Unternehmen auf Basis ihrer Klimaziele verglichen hat.

Das Fazit: Aktien von Firmen, deren Klimaziele nicht mit dem Pariser Zwei-Grad-Ziel kompatibel sind, entwickeln sich signifikant schlechter als jene Unternehmen, die planen, die Vorgaben einzuhalten. Nachhaltige Unternehmen sind zudem deutlich weniger Risiken ausgesetzt. Aus dem Grund bleiben die Aussichten für nachhaltige Geldanlagen weiter sehr attraktiv. Ergo: Nachhaltigkeit ist und bleibt auch 2021 ein Megatrend.

ESG oder SRI: Wo liegt eigentlich der Unterschied?

Lassen Sie uns kurz auf die Abgrenzung von ESG- und SRI-Investments blicken. Beide Nachhaltigkeitsfilter werden medial oft synonym behandelt, obwohl es hier wesentliche Unterschiede zu beachten gibt. ESG-Filter legen Wert auf die Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Die sogenannten SRI-Kriterien (Socially Responsible Investing) sorgen für einen noch strengeren Ausschluss, indem sie Privatanlegern nur Zugang zu Unternehmen mit den besten ESG-Bewertungen in jedem Sektor bieten.

Die Ausschlusskriterien für ESG sind: zivile Schusswaffen, kontroverse Waffen, Atomwaffen, Ölsand, thermische Kohle, Tabak, Verletzer der UN Global Compact-Prinzipien. Die Ausschlusskriterien für SRI sind: Alkohol, Erwachsenenunterhaltung, zivile Schusswaffen, kontroverse Waffen, konventionelle Waffen, Glücksspiel, genetisch veränderte Organismen, Atomwaffen, Kernkraft, thermische Kohle, Tabak, Verletzer der UN Global Compact-Prinzipien.

Die Unterschiede sind nicht marginal. Sie unterscheiden sich bereits in der Definition der auszuschließenden Sektoren, über den ESG-Wert der Unternehmen bis hin zu spezifischen Trends und Themen. Wenn Ihnen ein besonders striktes Engagement in nachhaltige Unternehmen am Herzen liegt, dann greifen Sie am besten zu SRI-Produkten. Hier wird eine besonders strenge Auswahl vorgenommen, die sich langfristig bezahlt macht.

Tipp: Hier erfahren Sie alles, was Sie über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen müssen.

Warnung vor Greenwashing

Ein Kritikpunkt, dem sich viele ESG-Fonds mangels ausreichender Transparenz stellen müssen, ist der Vorwurf des Greenwashings. Für Anleger ist dies mehr Fluch als Segen, da mehr Produkte zur Auswahl stehen, die schwer voneinander zu trennen sind. Nachhaltigkeit wird vermehrt als Marketinginstrument verwendet, was dazu führt, dass Anleger sich immer schwerer im Markt orientieren können. Das hat auch die Europäische Union (EU) erkannt. Die EU-Kommission gibt ab Anfang 2022 Regeln vor, die Anlegern mehr Transparenz verschaffen sollen. Die dazugehörige interne Offenlegungspflicht trat bereits am 10. März in Kraft, auch in Deutschland. Damit will die EU-Kommission einem systematischen Grünfärben entgegenwirken.

MSCI World SRI im Vergleich zum klassischen MSCI World

Die Anzahl nachhaltiger ETFs steigt stetig. Mittlerweile können Sie fast jeden Index auch in einer „grünen“ Variante kaufen. Um nachhaltige Welt-ETFs zu finden, können Sie z.B. die Filterfunktion in der ETF-Suche von extraETF.com nutzen. Dort können Sie sich zudem für alle ETFs in dieser Kategorie entscheiden oder auf bestimmte Filter (ESG, SRI, ex CW, Low Carbon) setzen. Aktuell befinden sich 216 nachhaltige ETFs in unserer Datenbank.

Um den klassischen MSCI World mit einem nachhaltigen Index zu vergleichen, haben wir beispielhaft den MSCI World Socially Responsible (SRI) herangezogen. Dabei handelt es sich um einen globalen Index, der seine Investments breit diversifiziert über Unternehmen verschiedener Sektoren, Regionen und Währungen streut. Konkret enthält der MSCI World Socially Responsible aktuell 358 Unternehmen mit hervorragenden ESG-Ratings. Zum Vergleich: Der MSCI World enthält aktuell rund 1.600 Aktien.

Die Zusammensetzung klassischer Welt-ETFs und SRI-ETFs weichen zum Teil stark voneinander ab. Spannend ist zum Beispiel, dass große Technologiewerte wie Apple, Amazon, Facebook und Alphabet vom MSCI World Socially Responsible ausgeschlossen werden. Bei Facebook dürften zahlreiche Datenschutzskandale (Cambridge Analytica) zum Ausschluss aus dem Index geführt haben. Apple musste seinen Platz aufgrund von miserablen Arbeitsbedingungen bei seinem chinesischen Zulieferer Foxconn räumen, der im Auftrag des US-Konzerns iPhones herstellt.

Performen nachhaltige Indizes besser als klassische Welt-ETFs?

„Mehr als 2.000 weltweit durchgeführte Studien haben bewiesen, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten die Performance nicht beeinträchtigt. Nachhaltigkeitsaspekte und ESG-Kriterien können, wenn sie pragmatisch eingesetzt werden, im Gegenteil die Performance steigern“, meint Thierry Bogaty, Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung bei Amundi. Das beweist die Performance des MSCI World SRI. Auf Sicht von fünf Jahren hat der MSCI World SRI den klassischen MSCI World hinter sich gelassen. Knapp zwölf Prozentpunkte liegt er vorne.

Obwohl der Index deutlich weniger Aktien enthält als die klassische Variante, schwankt dessen Wertentwicklung seit Aufterfunktionlage im Jahr 2007 nicht stärker als die des Originals. Dabei handelt es sich keineswegs um kurzfristige Entwicklungen bzw. Trends. Die Überperformance wird langfristig erzielt.

Zwar muss sich der MSCI World regelmäßig der Kritik stellen, dass sein US-Anteil zu hoch sei – als Basis für eine breit gestreute Geldanlage ist dieser dennoch geeignet. Die meisten US-Unternehmen sind schließlich auch global vertreten, was das Argument relativiert und entkräftet. Die drei folgenden Welt-ETFs sind hervorragend geeignet, um den nachhaltigen Aktienanteil in Ihrem Portfolio zu decken.

Ein SRI-ETF vom Marktführer

Der erste von insgesamt drei nachhaltigen Welt-ETFs, der in dieser Riege zu nennen ist, kommt vom Branchenprimus Blackrock. Der iShares MSCI World SRI UCITS ETF (WKN: A2DVB9) investiert aktuell in 381 Positionen und ist mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 0,20 Prozent relativ kostengünstig. Aufgrund der sehr starken Kursentwicklung in den vergangenen Monaten nimmt Microsoft aktuell die höchste Gewichtun ein innerhalb des Fonds ein. Auf Position zwei und drei folgen Tesla und Walt Disney. Die zehn größten Positionen machen etwa ein Viertel des gesamten Fondsvolumens aus.

Die Vereinigten Staaten sind wie auch im klassischen MSCI World mit knapp 60 Prozent die am stärksten vertretene Region. Die Eurozone folgt mit zwölf Prozent, Japan landet auf Platz drei mit etwa neun Prozent. Technologieunternehmen bilden den stärksten Sektor. Zyklische Konsumgüter und Finanz- und Gesundheitswerte sowie Industrieaktien werte sind ebenfalls stark vertreten. Seit der Auflage des ETFs konnten Anleger eine Rendite von mehr als zwölf Prozent pro Jahr erzielen. Trotz hoher Einbußen im Covid-19-Tief aus 2020 notierte der ETF zum Jahresende mit 11,12 Prozent im Plus. Der Fonds thesauriert seine Erträge, legt sie automatisch wieder an. Sparplanfähig ist der ETF bei zwölf Brokern. Sparpläne für vermögenswirksame Leistungen (VL) sind nicht möglich mit diesem Produkt.

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SRI-ETF der UBS schüttet zwei Mal im Jahr Dividenden aus

Die Ausrichtung des UBS MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (WKN: A1JA1R) ist mit dem iShares- ETF vergleichbar. Der UBS-ETF setzt sich jedoch nur aus 348 Positionen zusammen. Der zugrundeliegende Index bildet die Performance der globalen Aktienmärkte ab, berücksichtigt dabei aber nur Unternehmen, die im Vergleich mit der Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein hohes Rating in den Bereichen Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung (ESG) verfügen.

Die Gewichtungen aus den größten zehn Positionen weichen nur marginal vom iShares-ETF ab. Mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 0,22 Prozent ist auch dieser nachhaltige Welt-ETF günstig. Der Indexfonds wurde 2011 aufgelegt und hat seinen Anlegern seitdem eine durchschnittliche Jahresperformance von mehr als 13 Prozent eingebracht. Die Erträge werden ausgeschüttet. Zwei Mal im Jahr, im Februar und im August können sich Anleger über einen warmen Geldregen freuen. Der ETF ist bei insgesamt 14 Brokern sparplanfähig und ebenfalls nicht VL-fähig.

ETF von Xtrackers sehr beliebt

Anleger können sich auch den Xtrackers ESG MSCI World UCITS ETF (WKN: A2AQST) etwas intensiver zu Gemüte führen. Dieser bildet den MSCI World Low Carbon SRI Leaders Index ab. Dieser Index zielt darauf ab, die Wertentwicklung von Unternehmen mit hoher und mittlerer Kapitalisierung aus Industrieländern weltweit abzubilden, die im Vergleich zu ihren Mitbewerbern bessere ESG-Eigenschaften und eine geringere Kohlenstoffemission aufweisen. Der ETF von Xtrackers erfreut sich bereits großer Beliebtheit.

Der ETF wurde erst 2018 aufgelegt, verwaltet aber bereits ein Milliarden-Vermögen. Mit 573 Aktien investiert dieser ETF in deutlich mehr Unternehmen als die beiden bereits genannten SRI-Alternativen von iShares und der UBS. Der Fonds hält die Aktien physisch im Bestand. Performance und TER befinden sich auf einem ähnlichen Niveau wie bei den beiden zuvor aufgeführten ETFs. Der Xtrackers ESG MSCI World UCITS ETF ist bei insgesamt neun Online-Brokern sparplanfähig. Im Gegensatz zu den beiden anderen ETFs können Sie diesen auch für einen VL-Sparplan nutzen.

Ausgewählte ETFs auf globale Aktien mit SRI-Faktor

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Fazit

Nachhaltiges Investieren ist ein Trend, der wohl noch lange anhalten wird. Anleger können zum Beispiel zwischen ESG- und SRI-ETFs wählen. Für beide Möglichkeiten gibt es eine Vielzahl von Welt-ETFs. Die SRI-Variante ist etwas strenger in der Auswahl. Die ETFs enthalten daher deutlich weniger Werte als die herkömmlichen Welt-ETFs.