3. Juni 2021
Soll ich Value- oder Growth-Aktien? Beide!

Soll ich Value- oder Growth-Aktien? Beide!

Sie interessieren sich für Faktor-Investing und wissen nicht, ob Value- oder Growth? Anja Hochberg (Swisscanto Invest) sagt: einfach beides!

Die Gewichtung von Value- und Growth-Aktien wird gerne zur Glaubensfrage stilisiert. Doch in einem gut diversifizierten Portfolio sollten zu jeder Zeit beide Gattungen vertreten sein. Nach dem enormen Höhenflug zahlreicher Wachstumsaktien, insbesondere im IT-Bereich, war aber die Rotation von Growth zu Value geradezu unausweichlich. In unseren Mischfondslösungen und entsprechenden Mandaten gewichteten wir im bisherigen Jahresverlauf Value über. Jüngst haben wir angefangen, uns wieder stärker in Growth-Aktien zu engagieren, weil die Zinsen kurzfristig ein Plateau erreicht haben dürften, bevor sie noch einmal ein wenig steigen.

Value und Growth

Generell hängt die Gewichtung von Value- und Growth-Aktien vom Zinsausblick und von der Bewertung der Aktien ab. Value ist nach wie vor attraktiv bewertet. In einem Umfeld mit steigender Inflation sind Qualitätsaktien von Unternehmen interessant, die in der Lage sind, höhere Preise auf die Kunden zu überwälzen. Auch historisch hat sich Value als Anlagestil bewährt. Deshalb ist der Kern unserer Aktienportfolios Value-lastig. Aktuell mischen wir Growth eher opportunistisch bei, zum Beispiel vor dem erwähnten Hintergrund der Zinsentwicklung. Das Schöne an Multi-Asset-Strategien ist, dass man auf diese verschiedenen Investment-Stile setzen kann.

Bei Betrachtung aller Parameter, darunter insbesondere Pandemie-, Inflations- und Zinsentwicklungen, sind wir grundsätzlich optimistisch. Dies zeigt sich in einem leichten Übergewicht von Aktien in den gemischten Portfolios. Im Anleihenbereich haben wir unverändert ein Untergewicht, dieses allerdings in jüngster Vergangenheit etwas verringert. Wir verfolgen dabei eine Art Barbell-Strategie: auf der einen Seite mit Staatsanleihen und auf der anderen Seite mit Hochzins- und Schwellenländeranleihen. Denn bei den klassischen Unternehmensanleihen guter Bonität ist uns der Zinsaufschlag gegenüber Staatsanleihen nicht hoch genug.

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Auch Alternative Anlagen können eine wichtige Ergänzung im Portfolio darstellen. Dazu zählen für uns hauptsächlich Immobilien, Gold und Rohstoffe. Letztere mischen wir im Rahmen eines Rohstoffzyklus bei und sind gegenwärtig übergewichtet. Und Gold macht als Bestandteil einer Anlagestrategie Sinn, da es auf lange Sicht im Portfolio diversifizierend wirkt und eine attraktive risikoadjustierte Rendite liefert. Alles in allem bleiben gemischte Fonds und Mandate auch in Zeiten, in denen Aktien als Renditelieferant alle anderen Anlageklassen scheinbar in den Schatten stellen, eine optimale Anlagelösung mit der höchsten Flexibilität beim Investieren.

Über die Autorin: Anja Hochberg

Anja Hochberg ist Leiterin Multi-Asset-Lösungen bei Swisscanto Invest.