Investieren in Biotech-ETFs

Anleger denken bei Biotechnologie an Verzehnfacher und Totalverlust. Doch die Branche ist solider als man glaubt. Warum mit Biotechnologie langfristig solide Renditen sehr wahrscheinlich sind.

Der Biotechnologie-Sektor befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs: Erwirtschaftete die Branche noch 2010 Umsätze in Höhe von 54 Milliarden US-Dollar, waren es 2018 bereits rund 160 Milliarden US-Dollar. Inzwischen kommt jedes zweite Medikament aus den Labors von Biotech-Unternehmen. Krankheiten wie Alzheimer oder auch Krebs stellen Herausforderungen dar, denen die Menschheit mit innovativen Technologien begegnen muss. Für Biotech-Investoren sind dies treffende Argumente, die auch von aktuellen Studien gestützt werden. Wie Daten von Bloomberg zeigen, rechnen Analysten mit einem jährlichen Wachstum im Sektor von zehn Prozent. In der klassischen Pharma-Branche sind es zum Vergleich nur vier Prozent.

Im folgenden stellen wir wichtige Informationen über Biotechnologie-ETFs vor.

Was macht ein Biotech Investment so interessant?

Wie der Name schon sagt, profitiert der aufstrebende Sektor in erster Linie vom technologischen Fortschritt. Während die klassische Pharmakologie auf niedermolekulare Wirkstoffe baut, setzen neue Methoden vielschichtiger an: Antikörper, die so manipuliert werden, dass sie im Körper des Patienten bestimmte Funktionen hervorrufen bis hin zur genetischen Veränderung von Zellen, um therapeutische Effekte zu erzielen – die Möglichkeiten der Biotechnologie sind vielfältig. Anders als bei der tradierten Forschung setzen Unternehmen der Branche auch bei der Weiterentwicklung von Wirkstoffen und der Suche nach innovativen Methoden auf Technologie. Mit Hilfe von quantitativen Analysen biologischer Zusammenhänge ist es heute leichter, neue Therapie-Ansätze zu identifizieren. Hinzu kommt, dass  sich Biotechnologie-Unternehmen häufig zusammenschließen und bestimmte Themen gemeinsam bearbeiten. So können Kosten gesenkt werden. Nicht umsonst sind während der vergangenen Jahre viele Unternehmen in die Gewinnzone vorgedrungen.

Wie eine Studie von Bellevue Asset Management und Bernstein Research aus dem Jahr 2016 zeigt, ist der Sektor als Ganzes erst seit 2009 profitabel. Doch seitdem kennt das Wachstum keine Grenzen mehr und steigt exponentiell an. Die Bewertungen an der Börse steigen zwar ebenfalls, doch kommt es im Biotech-Sektor immer wieder zu Korrekturen. Woran liegt das?

Politisches Umfeld für Biotechnologie bleibt positiv

Eine Marktstudie des ETF-Anbieters iShares sieht in den Kursrückschlägen der vergangenen Jahre im Biotech-Sektor Chancen. Investoren hätten sich zu stark auf kurzfristige Faktoren fokussiert. Seit einigen Jahren gibt es eine politische Diskussion, wonach Preise für Medikamente gedeckelt werden müssten. Für die teilweise extrem hohen Kosten der Gesundheitsversorgung wird in der öffentlichen Diskussion die Parma-Branche verantwortlich gemacht. Darunter leiden auch Biotech-Unternehmen. Die Risiken einer stärkeren Regulierung des Sektors haben die langfristigen Chancen überlagert und für eine attraktive Bewertungen gesorgt.

Für iShares ist Biotechnologie vor allem aus zweierlei Gründen weiter attraktiv: Die demografische Entwicklung weltweit und die starke Preismacht der Medikamentenhersteller. Während ersterer Trend als sehr robust gilt, hat das zweite Argument im Zuge der öffentlichen Diskussion Schaden genommen.

Doch sind die künftigen Gewinne des Biotech-Sektors überhaupt gefährdet?

Wie iShares schreibt, bestechen gerade Biotechnologie-Unternehmen durch einen hohen Anteil an Patenten. Der Grund dafür ist nachvollziehbar: Wo mittels moderner Technologie an innovativen Lösungen geforscht wird, entstehen neue Produkte, die auch durch Patente abgesichert werden können. Diese Patente garantieren Biotech-Unternehmen langfristige Lizenzzahlungen.

Anders als es die öffentliche Diskussion vermuten lässt, hat die Politik sogar ein Interesse daran, diese Patente zu schützen, beziehungsweise neue, wertvolle Patente zu fördern. So sorgen in den USA der „Orphan Drug Act“ für Medikamente gegen seltene Erkrankungen und der „GAIN Act“ für Antibiotika dafür, dass Hersteller länger von Patenten profitieren können und steuerlich begünstigt werden. Damit hat der Gesetzgeber auf dem wichtigsten Markt für Medikamente ein klares Signal für die Entwicklung neuer Medikamente gegeben. Auch in Asien und Europa gibt es ähnliche Gesetze.

Gerade im Hinblick auf Biotechnologie-Unternehmen mit einem guten Grund: Innovative Therapieformen zu finden, kostet zwar zunächst Geld, kann sich aber langfristig auszahlen. Die Kosten der Gesundheitssysteme sind in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen und damit in einer Zeit, in der vor allem die konventionelle Pharmabranche den Markt bestimmt hat. Dass Biotech-Unternehmen eine immer größere Rolle spielen und neue Methoden salonfähig machen, muss für die Gesundheitssysteme langfristig kein schlechtes Signal sein.

Alter und Wohlstand sorgen für Herausforderungen

Während der Branche nur vordergründig politischer Gegenwind entgegen weht, sind die demografischen Faktoren eindeutig. Wie die OECD schätzt, werden bis 2050 9,2 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Damit einher geht eine größere Lebenserwartung. Doch während die Sterblichkeit sinkt, steigt der Anteil an altersbedingten Krankheiten, die zwar behandelt werden können, die Lebensqualität aber stark beeinträchtigen. Beispiele sind Diabetes oder Bluthochdruck. Während klassische Medikamente bislang die Symptome bekämpfen, ist mittels biotechnologischer Verfahren der Kampf gegen die Ursachen der Krankheiten möglich. Das Wachstum gerade in diesem Bereich liegt auf der Hand.

Mit wachsenden Bevölkerungszahlen steigt auch der Anteil derjenigen Menschen, die in Wohlstand leben. Herausforderungen wie Fettleibigkeit und körperliche Degeneration in Folge zu geringer Bewegung sind ebenfalls Themen, auf die Medikamente der Zukunft Antworten finden können. Mit jedem neuen Medikament, das seine Zulassung erhält und entscheidende Vorteile gegenüber althergebrachten Mitteln bietet, wird auch die Akzeptanz für Biotechnologie-Unternehmen steigen. Der Anteil an neuen Medikamenten aus den Laboren junger Unternehmen des Sektors spricht bereits heute eine klare Sprache. Es gibt viele Indizien, dass moderne Technologie der Schlüssel dazu ist, den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können.

ETFs um in Biotechnologie zu investieren

Für Investoren bieten Biotechnologie-Unternehmen große Chancen. Vor allem Gesellschaften, die mehrere Projekte betreuen und gut innerhalb der Branche vernetzt sind, gelten als aussichtsreich. In der Vergangenheit haben sich viele Pharmakonzerne an Biotech-Unternehmen beteiligt. Aus diesem Grund verschwimmen auch die Grenzen zwischen klassischen Unternehmen des Healthcare-Sektors und der Biotechnologie zunehmend. Um von der Branche profitieren zu können, sollten Anleger unbedingt diversifizierte Investments bevorzugen und in Fonds investieren, die mehrere Gesellschaften bündeln.

iShares Nasdaq Biotechnology ETF

Der iShares Nasdaq Biotechnology ETF bildet mit rund 200 Einzeltiteln den Biotech-Gesamtmarkt effektiv und kostengünstig ab und bietet so eine gute Alternative zu aktiv verwalteten Fonds, die weitaus höhere Kosten aufweisen. Die Gesamtkostenquote beträgt 0,35 Prozent.

L&G Pharma Breakthrough UCITS ETF

Der L&G Pharma Breakthrough ETF investiert in Biotechnologieunternehmen, die aktiv in der Forschung und Entwicklung tätig sind. Der ETF investiert dazu in rund 40 Unternehmen. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,75 Prozent.

ETF-NameTER in %AusschüttungReplikationsartVolumen in Mio. €
iShares Nasdaq US Biotechnology UCITS ETF (Acc)0,35NeinPhysisch420
L&G Pharma Breakthrough UCITS ETF0,49NeinPhysisch17

Alternativen zu reinrassigen Biotech-ETF

iShares S&P 500 Health Care Sector UCITS ETF

Der iShares S&P 500 Health Care Sector UCITS ETF bietet einen Zugang zu Unternehmen aus dem US-Gesundheitssektor an. Dabei werden rund 33 % des Fondsportfolios in  Pharma-Werte und rund 20 % in den Biotech-Sektor investiert. Im Index sind 62 Einzelpositionen enthalten, die Total Expense Ratio (TER) beträgt 0,15 %.

iShares STOXX Europe 600 Health Care UCITS ETF (DE)

Der iShares STOXX Europe 600 Health Care UCITS ETF (DE) bietet einen Zugang zu Unternehmen aus dem europäischen Gesundheitssektor. Die Schweiz und das Vereinigte Königreich sind dabei mit rund 37 % bzw. 22 % vertreten. Im Index sind 46 Einzelpositionen enthalten, die Total Expense Ratio (TER) beträgt 0,46 %.

iShares Ageing Population UCITS ETF

Der iShares Ageing Population UCITS ETF bietet einen diversifizierten Zugang zu Unternehmen, die speziell Produkte und Dienstleistungen für die alternde Weltbevölkerung bereitstellen. Dabei sind 43 % in den Sektor Finanzen und 32 % in die Gesundheitsversorgung investiert. Im Index sind 253 Einzelpositionen enthalten, die Total Expense Ratio (TER) beträgt 0,40 %.

iShares Healthcare Innovation UCITS ETF

Der iShares Healthcare Innovation UCITS ETF bietet einen global diversifizierten Zugang zu Unternehmen, welche sich auf Innovationen in Gesundheitsdienstleistungen in Industrie- und Schwellenländern spezialisiert haben. Dabei geht es vordergründig um die Erweiterung des Stands medizinischer Behandlung und Technik. Der ETF investiert in 83 Einzelpositionen und besitzt eine Total Expense Ratio (TER) i.H.v. 0,40 %.

Details zu alternativen Biotech-ETFs

IndexRegionLandAnzahl TitelKBVKGVDivRendite
S&P 500 Capped 35/20 Health Care NR USDNordamerikaUSA714,6319,451,69
STOXX Europe 600 Health Care NR EUREuropa673,9218,122,26
STOXX Global Ageing PopulationWelt3761,7613,051,97
STOXX Global Breakthrough HealthcareWelt2793,5123,690,72

Wichtige Links zum Thema Biotech-ETFs

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Autor Markus Jordan

Markus Jordan
Markus Jordan ist Gründer und Herausgeber des Extra-Magazins sowie Betreiber des Anlegerportals extraETF.com. Mit über 30 Jahren Erfahrung ist er ein ausgewiesener Experte im Bereich Finanzen und Geldanlage mit Schwerpunkten auf ETFs, Robo-Advisors und digitale Bankdienstleistungen.